
Dvigrad
Lost Place in Kroatien
Lost Place - Dvigrad
Außergewöhnliche Ausflugstipps und Entdeckungsreisen mit den Buchautoren Georg Lux und Helmuth Weichselbraun. Diesmal geht’s in die Geisterstadt Dvigrad in Kroatien.
Corona fegte unsere Städte in Lockdown vorsichtshalber leer. Brutaler und im Endeffekt tödlicher erledigte das einst die Pest. Ein einzigartiges Beispiel dafür liegt in Kroatien: Dvigrad im Lim-Tal auf der Adria-Halbinsel Istrien. Von seinen vormals 1000 Einwohnern waren nach Cholera-, Malaria- und Pest-Epidemien 1650 nur noch drei Familien übrig, die schließlich freiwillig die Flucht ergriffen. Dvigrad blieb als Geisterstadt zurück. Bis heute.
Im Sommer tummeln sich Touristen zwischen den freu zugänglichen Ruinen, im Winter Bauarbeiter. Sie sind damit beschäftigt, die Überreste der mehr als 220 Häuser zu konservieren. Wo der Verfall gestoppt werden konnte, ist leicht zu erkennen. Der Rest des Areals wird weiter von der Natur regiert. Wer auf diese Pfade abbiegt, kommt aus dem Staunen nicht heraus. In den Mauern sind zum Beispiel Nischen zu entdecken, in denen früher kleine Heiligenstatuen aufgestellt waren.
Am höchsten Punkt von Dvigrad stand neben dem Stadtpalast die Kirche, die der heiligen Sophia geweiht war. Die letzte Umbauphase datiert auf das 14. Jahrhundert. Bemerkenswert ist, dass hier noch bis 1801 Gottesdienste stattfanden, obwohl die Stadt rundherum längst leer stand. Vielleicht feierte man die gespenstischen Messen im Gedenken an die hier verscharrten Pestopfer. 2005 legten Archäologen im Kirchenareal zahlreiche Gräber mit menschlichen Gebeinen frei. Die Anordnung der Skelette lässt eine „unordentliche Sammelbestattung vermutlich während einer Epidemie“ vermuten.
Erfolglos blieben die Ausgrabungen bis dato in Bezug auf eine Legende, die sich um Dvigrad rankt. Es wird gemunkelt, dass der britische Freibeuter Henry Morgan (1635–1688) einen Teil seiner Schätze in der Stadt versteckt hätte. In Wahrheit war der Pirat aber am anderen Ende der Welt unterwegs.
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Mehr Lost Places findet ihr auf der Facebookseite der Autoren und in den Büchern der beiden: