Die Sternenkind Box

Österreichweit einzigartiges Projekt

„Während andere Kinder laufen lernen, lernt meines mit den Engeln zu fliegen.“


Der Tod des eigenen Kindes ist unvorstellbar schrecklich und das Schlimmste, das Eltern und Familien passieren kann. Besonders schmerzvoll ist es, wenn das Kind nicht einmal die Chance hatte ein Leben auf unserer Erde zu führen. Diese Kinder nennt man Sternenkinder. Sie sind während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt verstorben. Leider passiert das viel zu oft und viele der betroffenen Familien schweigen darüber. Auch Vera Juriatti, Projektinitiatorin und Kinderkrankenschwester kennt diesen Schmerz und dieses Schweigen. Sie selbst ist Mama von fünf Sternenkindern. „Je mehr das Umfeld mit Unverständnis reagiert, desto mehr fangen wir an zu schweigen. Wir sagen nicht mehr, dass wir schwanger sind. Wir sagen auch nicht mehr, dass wir ein Kind verloren haben. Wir gehen damit allein durch die Welt, um andere nicht damit zu belasten oder zu belästigen.“ 

Berührendes vorreiterprojekt: die Sternenkind Box

Die Sternenkind Box wird finanziell von der Stadt Graz und vom Land Steiermark getragen.
Die Box wird in liebevoller Kleinarbeit von den beiden Initiatoren Vera du Rainer Juriatti zusammengestellt. Die Box soll eine Handreichung, vor allem in den ersten Stunden nach der stillen Geburt sein. So sollen Mütter und Eltern ein „externes Zeichen“ der Anerkenntnis der schlimmen Situation erfahren und gleichzeitig Informationen erhalten, ohne zusätzlich belastet zu werden. In der Box findet man eine Trauerkarte mit dem Titel „Was bleibt, nennt man Liebe“. Danach gibt es einen Fußabdruck- und eine Duftkarte. Auf „Einladungskarten“ finden die trauernden Eltern Information zu speziellen Angeboten, wie etwa Rainbows, EKIZ oder Psychotherapie. Dann gibt es noch eine Erinnerungskarte auf der alle steirischen „Gedenkorte für zu früh verstorbene Kinder“ angegeben sind. Abgerundet wird das ganze mit einem Buch. „Die Abwesenheit des Glücks.“ In dem Buch schreibt ein Vater einen Brief an seinen verstorbenen Sohn und erzählt ihm von seinem Leben.

Für Vera ist die Realisierung des Projekts der Sternenkind Box ein lang ersehnter Wunsch. „Die Box erleichtert es, meinem Kind einen Platz in unserer Gesellschaft zu geben. Das Schweigen kann gebrochen werden, ohne Gefahr zu laufen, lästig zu sein, zugleich ist die Box durch die Trägerschaft des Landes und der Landeshauptstadt ein offizielles Dokument, dass mein Kind und wir als Eltern gesehen werden, dass man von uns weiß, dass man unserem Kind Würde schenkt“, so Vera Juriatti.

Die Box ist ebenso in enger Abstimmung mit Experten entstanden. Eva Sommer, ist Hebamme und dreifache Sternenkindmama. Sie kennt den Klinikalltag. Sie ist überzeugt, dass das Tempe nicht von außenstehenden vorgeben werden darf und die betroffenen Eltern selbst die „Regie“ führen sollen. Eine gut begleitete Stillgeburt legt den Grundstein für die Verarbeitung der traumatischen Erfahrung. 

„Es gibt wohl nichts Schmerzvolleres auf der Welt, als sein Baby gehen lassen zu müssen. Die Momente nach der Geburt sind einmalig und unendlich kostbar, da sie unwiederbringlich sind. Die Zeit nach der Geburt darf den Eltern von niemandem genommen werden, da das einzige, das bleibt, die Erinnerung an diese Momente ist, die von einer immensen Sehnsucht begleitet wird. Jede Frau hat nach einer stillen Geburt all jene Symptome, die jede Mutter hat: Milcheinschuss, Wochenfluss und mehr. Und, dass eine Frau, nachdem sie ihr Kind verloren hat, nicht in einen allgemeinen Rückbildungskurs gehen möchte, ist verständlich. Deshalb bieten wir für verwaiste Mütter Einzelrückbildung und individuelle Beratung – auch online – an.“

Wichtig ist auch, dass man nicht auf die Geschwisterkinder vergisst, denn auch sie trauern und das wird oft übersehen. Auch wenn es schwer fällt, ist es wichtig das Eltern nicht in der Trauer gefangen sind. Der Verein Rainbows bietet hier Unterstützung an. Pro Jahr werden dort rund 80 Kinder nach dem Tod eines nahestehenden Menschen begleitet.

Für die Müttern & Eltern, die ihr Sternenkind in einem Foto festhalten möchten, bieten Vera und Rainer Juriatti auch das an. Alle Infos dazu findet man HIER.

Ein einzigartiges Projekt mit Hoffnung auf Nachahmung

Jugend-, Familien- und Sozialstadtrat Kurt Hohensinner:

„Als Jugend- und Familienressort haben wir den Anspruch Eltern und Familien in allen Lebenslagen zu unterstützen. In vielen Fällen sind das sehr positive Ereignisse. Aber es gibt eben auch leider die anderen, die traurigen und sehr schmerzhaften Situationen. Mit dieser Sternenkind Box wollen wir die Eltern in dieser emotionalen Ausnahmesituation unterstützen. Sie ist von Sternenkindeltern für Sternenkindeltern konzipiert, soll Trost vermitteln, aber vor allem auch zeigen, dass man nicht allein ist. Ich hoffe, dieses berührende Pilotprojekt findet auch Nachahmer in den anderen Bundesländern.“ 

Gesundheits- und Familienlandesrätin Juliane Bogner-Strauß:

„Nicht nur als Land Steiermark, sondern wir alle als Gesellschaft, müssen in Ausnahmesituationen für einander da sein. Gerade die letzten Monate haben bewiesen, dass Krisen nur gemeinsam zu bewältigen sind. Das Ableben eines Kindes ist das Schmerzhafteste, das Eltern passieren kann und gerade dann müssen sie Trost und Unterstützung erfahren. Mit der Sternenkind-Box soll auf dieses Tabuthema aufmerksam gemacht werden und den betroffenen Eltern das Gefühl vermittelt werden, dass sie in ihrer Trauer nicht allein gelassen werden. Ich hoffe wirklich, dass mit diesem Vorreiterprojekt ein Signal gesetzt wird und die Stigmatisierung rund um Sternenkinder gelockert wird.“