Offener Brief einer Witwe

Christina will Beerdigung für ihren Mann

"ich bin vor der Kerze gesessen und hab mir gedacht, jetzt reicht es"


Antenne-Hörerin Christina aus Radenthein hat ein furchtbares Schicksal ereilt. Ihr Mann Bernd, der Vater ihrer beiden Kinder, ist im Alter von erst 37 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Im kleinen Kreis durfte sich die Familie von ihm verabschieden. Derzeit wartet aber ein gesamtes Dorf darauf, "Pfiati" zu sagen.

Deshalb hat Christina ihren Mut zusammen genommen und einen offenen Brief an die Bundesregierung geschickt. In der Antenne Drivetime hat sie unserem Moderator Dennis de la Gala von ihren Gefühlen und Wünschen erzählt. Darauf hin, hat sich die Bundesministerin Susanne Raab bei ihr gemeldet.

"Wir haben gestern Abend eine halbe Stunde telefoniert"


Gute Nachrichten: Christina hat tatsächlich einen Anruf von Bundesministerin Susanne Raab bekommen und konnte ihr Herz ausschütten, Raab hat ihre Gefühle verstanden und wird ihr Anliegen mit der gesamten Regierung besprechen. Wenn es eine Entscheidung gibt, hörst du das bei uns auf der Antenne.

Hier das Interview zum Nachhören

Das Interview zum Brief


Hier kannst du das gesamte Interview vom offenen Brief nachhören. Liebe Christina, wir denken an dich und deine Familie!

Das ganze Interview

Christina's Brief


Liebe Bundesregierung! Liebe Politiker! Liebe Leserinnen und Leser. Aus ganz vielen Gründen habe ich beschlossen einen etwas längeren Leserbrief zu verfassen:

Die ersten Wochen von Beginn der COVID 19-Maßnahmen habe ich mich mit meiner Familie vorbildlich an alles uns angeordnete gehalten. Kein Kontakt zu Oma, Opa, Familie; nur komprimiert einkaufen gehen; keine sozialen Kontakte etc. Am 03.04.2020 hat sich das Leben für mich und meine Kinder dann plötzlich drastisch geändert. Mein Mann – der bis zum letzten Tag „pumperlgsund“ war, musste ganz ohne Corona oder ähnliches von dieser Welt gehen. Er hatte einen so schweren Herzinfarkt, dass ihm keiner mehr helfen konnte. Obwohl die Rettungskette besser nicht laufen hätte können, gab es für meinen geliebten Mann keine Rettung mehr. Zurück bleibt die große Frage „WARUM“ und das alles in dieser besonderen Zeit – wo es fast schon den Anschein hat, dass da irgendwas aus dem Ruder läuft… Unsere gemeinsamen Kinder Melissa (8 Jahre) und Felix (4 Jahre) verstehen die Welt ohnehin nicht mehr. Nun kommt aber vor allem bei mir und auch bei meiner großen Tochter ganz stark die Frage auf – warum dürfen Bauhäuser und Möbelhäuser – etc. aufsperren – und wir dürfen unseren geliebten Papa nicht so wie es sich gehören würde verabschieden?

Ja… wir hatten eine Verabschiedung – im engsten Kreise. Jetzt muss man aber vielleicht auch wissen, dass mein Mann in zwei großen Vereinen war. Die Almrose Radenthein und die Trachtenkapelle Feld am See. Beide Vereine waren auch mit ihm tief verbunden. Er war ein Mensch, der sich Urlaub genommen hat, um einen anderen Menschen die letzte Ehre zu erweisen. All diese Maßnahmen hindern uns daran, meinen Mann und den Papa meiner Kinder so zu verabschieden, wie er es sich verdient hätte. Wenn man jetzt 1+1 zusammenzählt, merkt man schnell, dass sich wirklich viele Menschen von einem so jungen Mann der mit 37 Jahren gehen musste, verabschieden möchten.

Am 02.05.2020 sind die ersten Lockerungen gekommen… Ich habe mir geschworen, dass ich jetzt mal 14 Tage abwarte und dann nachlesen werde wie viele Neuinfektionen oder aktuelle Fälle bei uns in Kärnten noch aktiv sind. Heute habe ich gelesen: 8 Personen aktuell mit COVID 19 infiziert und bis heute sind in Kärnten 13 Personen im Zusammenhang an COVID 19 gestorben. Ja, es ist schlimm, wenn ein Mensch gehen muss. Aber es passieren nebenbei so viele tragische Dinge, die absolut nichts mit CORONA zu tun haben.

Meine große Bitte wäre: Da Herr Kurz ja auch im Kleinwalsertal mit den Bürgerinnen und Bürgern ohne Maske (und plötzlich wusste niemand mehr etwas von einem Sicherheitsabstand) gesprochen und gescherzt hat, bestehe ich jetzt auch auf die Freiheit, dass alle die jemanden verloren haben – diesen besonderen Menschen ganz individuell verabschieden können. Mit euren (mittlerweile sinnlosen) Maßnahmen macht ihr Familien noch mehr kaputt, die ohnehin schon am Boden liegen. Es ist nämlich auch für viele Trauernde – für uns alle – für einen ganzen Ort und darüber hinaus sehr wichtig, dass wir alle am gleichen Ort an unseren lieben Bernd gedenken können, traurig sein dürfen und ihn gebührend verabschieden können, und in unserer Trauer dann einfach einen Ort haben, wo ihn jeder nah sein kann.


Ich hoffe, dass es sich einige doch bis zum Schluss durchgelesen haben und hoffe meinen Mann, den Papa meiner Kinder, den Sohn, Enkel, Kollegen, Freund und Wegbegleiter ENDLICH die letzte Ruhe gewährleisten zu können. Mit all jenen die ihn geschätzt und geliebt haben – ganz ohne Einschränkung einer Anzahl der Trauernden die meinen lieben Bernd „Pfiati“ sagen wollen.
Danke fürs Zuhören.
Tina Plattner